Uri Rotstock via Rugghubelhütte (19.-20. April 2016)

An zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden war instabiles Wetter angesagt, worauf die Tour kurzfristig auf Dienstag/Mittwoch verschoben wurde. Glücklicherweise arbeiten alle Beteiligten an der Uni und konnten kurzfristig frei nehmen. Am Dienstagabend traf man sich zur Übernachtung in Oerlikon und fuhr um 4.30 Uhr in Richung Alpen. So erreichten wir um 6.00 Uhr die Seilbahnstation St. Jakob im Isenthal. Dort kann man an einem Briefkasten Fahrgenehmigungen für die Feldstrassen im Oberen Isenthal lösen.

In der Nacht war der Winter zurückgekehrt und es hatte bis auf 1000 m ü.M. geschneit und in höheren Lagen der Innnerschweiz bis zu einem halben Meter Neuschnee gegeben. Weil damit auch die Lawinengefahr auf erheblich angestiegen war, sind wir nicht wie ursprünglich geplant zur Gitschenhorelihütte aufgestiegen, sondern über die weniger exponierte Etappe der Bannalprunde in Richtung Rugghubelhütte. Das Auto haben wir in Alt Rüti auf 1350 m ü.M. abgestellt. Nach 50m Fussmarsch haben wir im Gatterwald auf 1400 m ü.M. auch schon die Skier angezogen und trafen ab da eine durchgehende Schneedecke an. Der Aufstieg 530c (WS) führte uns ruppig über alten Lawinenschnee durch die Schluecht auf die Hinter Alp. Hier löste sich der zähe Nebel auf und gab den Blick frei auf eine frischverschneite Märchenlandschaft. Ab 2000 m ü.M. wurde der Neuschnee immer mehr und das Spuren immer zäher.

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Über weites Gelände spurten wir weiter über die Route 55a zum Rot Grätli 2559 m ü.M., wobei wir die letzten 50 Höhenmeter kräftezehrend durch Triebschnee waten mussten. Zum Glück hatten wir die Tour angepasst und Lawinengelände grosszügig umgangen. Eigentlich hatten wir noch einen Abstecher zum Wissigstock (WS) geplant, aber die steile Querung unter dem Engelberger Rotstock schien uns dann doch zu heikel. Wir waren durch das Spuren langsamer als erwartet und mittlerweile brannte die Mittagssonne in die Südhänge. So fuhren wir direkt zur unbewarteten Rugghubelhütte. Die Hütte, ja den ganzen Gebirgskessel hatten wir für uns. Der Winterraum hat alles zu bieten: Quellwasser im Keller, grosszügige Räumlichkeiten, Biervorrat und Sonnenterasse – umso gemütlicher war der Hüttenabend.

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Am Nachmittag putzte die Sonne die Lawinen im Minutentakt aus den Südhängen des Ruchstocks. Durch diese Hitze und die folgendende, klare Nacht hatte die Lawinensituation auf Mittwoch massiv stabilisiert. Um 6.00 brachen wir auf und stiegen, nunmehr auf Firn wo am Vortag noch Pulver lag, über die Route 533a (ZS+) in Richtung Rotstock.

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Es folgte die flache Querung des Schlossfirn zur Schlossberglücke, die im Sommer durch den Gletscherrückgang eine Herausforderung geworden ist (siehe Tourenbericht aus August 2009). Im Frühling ist der Übergang durch meterhoch eingeblasenen Schnee jedoch problemlos. Die Einfahrt auf den Blüemlisalpfirn war ein ganz besonderes Erlebnis: Traumpowder, unglaubliche Kulisse und weder eine Menschenseele noch eine Spur. Wieder angefellt ging es auf der Normalroute 540 (ZS+) auf den Rotstocksattel. Hier sind wir dann auf einen Einzelgänger getroffen, der gerade die Osthänge unter P.2826 kritisch begutachtete. Während die Südexpositionen schon frühlingshaft umgewandelt wurden, hatte dieser Hang durch den nebligen, gestrigen Morgen noch keine Sonne gekriegt und winterliche Verhältnisse. Es war aber nur ein kleiner Hang und die Folgen eines Lawinenabgangs wären nicht dramatisch. Am P. 2798 deponierten wir unsere Skiausrüstung, denn der steile Gipfelbereich war praktisch aper abgeblasen.

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So sind wir die letzten 100 m zu Fuss dem Sommerweg entlang aufgestiegen und waren um 11.00 Uhr auf dem Urirotstock 2928 m ü.M. Diese einzigartige Pyramide bietet einen 2500m Tiefblick auf den Vierwaldstättersee.

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In der Abfahrt haben wir dann tatsächlich in der Einfahrt vom Skidepot den mittlerweile von der Sonne geschwächten Osthang unter P 2826 fernausgelöst. Ein Brett von doch 50-80cm Mächtigkeit ist auf einer Breite von 50m abgeglitten, aber im flachen Gelände sofort zum Stehen gekommen. Nach dieser Schlüsselstelle befanden wir uns in den sicheren Südhängen und aufgeteilts sind wir je nach Geschmack vom Rotstocksattel durch die steilen, mittlerweile aber angenehm aufgesulzten Südhänge runter gestochen (S, 44° auf 100hm) oder der Aufstiegsroute gefolgt. Von der Gitschenhörelihütte führte die Abfahrt spektakulär durch sehr alpines Gelände. Die Schneeverhältnisse waren mehrheitlich angenehm, nur kurze Stellen hartgefroren oder gedeckelt, im unteren Bereich schönster Frühlingssulz. Nach mehrmaligem kurzem Skitragen über die letzten Schneeflecken kamen wir auf Schnee fast bis zum Auto. Schön war´s

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Text: Claudio Cadel
Umbieter: Alex Attinger
Teilnehmer: Claudio Cadel, Adrian Wanner (Interessent), Thomas Julou (Interessent)

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