Zur Gründung des Akademischen Alpenclubs Basel

Der Akademische Alpenclub Basel wurde am 16. Februar 1918 in Basel gegründet. Einen schönen Bericht darüber liefert der erste Jahresbericht des Clubs, damals noch gediegen gedruckt (und unterdessen digitalisiert auf unserer Webseite einsehbar). Das Gründungsmitglied Heinrich Kern beschreibt den Vorgang folgendermassen:1

Am sechzehnten Hornung neunzehnhundert und achtzehn trat ein Trüpplein junger Männer zusammen mit der einfachen, stillen, aber festen Losung: Bergwelt. Dann kam ein Mann mit Gänsekiel, Tintenfass und einem grossen Buch, sprach etwas von Recht, verlangte ein wenig Geld und fesselte uns darauf mit ein paar Buchstaben an Gesetz und Gesellschaft. Was berührte es diesen Schriftgelehrten, dass jeder von uns dachte: Ich bin ein rechter Mann und laufe zu / als hätt‘ ich vierundzwanzig Beine.

Der Mephistopheles aus Goethes Faust steht bei der Gründung – vielleicht etwas schief – Pate, doch das Bedürfnis, nicht einfach gemeinsam mit Freunden die Bergwelt zu erkunden, sondern dies als Klub nach Vereinsrecht verfasst zu tun, setzt andere Kräfte frei. Man mietete ein Klublokal (im Hotel Bären in der Aeschenvorstadt), liess ein teures Klubabzeichen anfertigen (dazu in einem späteren Beitrag mehr), kaufte ein Seil, später weiteres Material und auch gemeinsame Literatur für die Klubbibliothek, schuf mit fester Absicht und wenig Geld bereits einen Hüttenfonds (auch zu den Hüttenprojekten später mehr), diskutierte stundenlang akademisch und erhitzt zugleich über Statuten und Verfahren und ging auch – oder je nach Sichtweise vor allem – in die Berge, ob Alpen oder Jura.

So führte den die erste gemeinsame Tour am 22. März 1918 von Äsch nach Angenstein-Bärenfels-Oberäsch-Hilsenstein-Dornacherschloss nach Arlesheim. Schön und gemütlich sei es gewesen. Doch ging es auch bald höher und weiter, Fleckistock, Hockenhorn und Gipfel und Grate rund um Saas Fee wurden begangen. Heutige AACler hätten sich durchaus bereits wohlgefühlt bei sommerlichen Klettereien und winterlichen Skitouren im Jura und den mittelschweren Hochtouren und Begehungen, weniger würden sie wohl mit der damaligen Ausrüstung zurechtkommen.

Der AAC wurde inmitten des Ersten Weltkriegs gegründet, dessen schlimmste Kampfhandlungen nie weit von Basel entfernt stattfanden. Militärdienst, soziale Spannungen und Hunger, Landesstreik und Spanische Grippe, 1918 war kaum ein Jahr des Optimismus. Doch erscheinen diese Themen in den Dokumenten kaum auf, es ist die recht unbeschwerte Zuversicht junger Studenten, die das Vorhaben ermöglichte. Unbestritten waren in dieser Phase die grundlegenden Teilnahmebedingungen, an der Universität Basel studierende Männer.2

Ordentliches Mitglied kann jeder immatrikulierte Studierende der Universität Basel werden.

Beide Bedingungen, die Frage nach der Mitgliedschaft von Studentinnen (die es 1918 in Basel noch kaum gab3) und die Definition und Gültigkeit des Akademikerstatus sollten etwa 50 beziehungsweise 75 Jahre später zu teils heftigen Debatte führen (auch dazu später mehr). Weitere formale Bedingungen, ob auf Kantonszugehörigkeit, Nationalität oder gar Religion bezogen, gab es weder zu Beginn noch zu späteren Phasen.

In diesem Rahmen konstituierte sich der Club als Gemeinschaft enger Freunde. Hier kamen dann durchaus informelle Mechanismen zum Tragen, wie Hans Stumm im Rückblick nach 25 Jahren freimütig schreibt:

Wer nicht zur Gesellschaft passte, schied mit der Zeit selber aus oder wurde ausgeschieden. Kandidaten, die nicht genehm waren, wurden auf recht wirksame Art und ziemlich rücksichtslos weggeekelt. So und auf gemeinsamen Touren im Jura und in den Alpen lernten wir uns kennen und schätzen.

Neben den gemeinsamen Touren und den Hüttenprojekten war denn auch das soziale Klubleben eng, neben Vorträgen vor allem der «Schiesser». Abschliessend dazu wiederum Hans Stumm 19434:

Seit 25 Jahren trinken jeweils am Dienstag eine Anzahl unserer Freunde in diesem Tea Room [Café Schiesser am Marktplatz] den «schwarzen Kaffee». Jeder, der kurz oder lang von Basel abwesend war, wusste, dass er dort seine Freunde finden würde.

Nachweise

(1) Jahresbericht des Akademischen Alpen-Clubs Basel, Basel: Buchdruckerei Franz Wittwer, 1919

(2) Statuten des Akademischen Alpen-Clubs Basel, Basel: Buchdruckerei Franz Wittwer, 1918

(3) Universität Basel: 1460-2010. 550 Jahre Universität Basel, Frauenstudium

(4) Stumm, H.: Die Anfänge des AAC. Basel und seine Entwicklung, in: Preiswerk, W. Fünfundzwanzig Jahre akademischer Alpenclub Basel : 1918-1943. Basel: Basler Druck- und Verlagsanstalt, 1943, S. 7-16.