Frauen im AAC Basel?

Ob der Bergsport eine rein männliche Sache sei, oder zumindest der Zutritt zu den Alpenclubs nur Männern vorbehalten sei, war eine schon Ende des 19. Jahrhunderts heiss diskutierte Frage. Der Schweizerische Alpenclub SAC schloss Frauen 1907 definitiv aus. Dies führte schliesslich 1918, im selben Jahr wie der AAC, zur Gründung des Schweizerischen Frauen-Alpenclub SFAC. Für den AAC stellte sich die Frage zu Beginn noch kaum, waren doch nur selten Frauen an der Universität Basel anzutreffen. In den 1950er und 1960 Jahren änderte sich dies, und so kam die Frage aufs Tapet.

Ein offenbar erster Antrag zur Aufnahme von Frauen, präziser: von Akademikerinnen, erfolgte an der Frühjahrsversammlung vom 22. April 1965. In kurzer Diskussion wurde bestimmt, dass tatsächlich eine Statutenänderung nötig wäre, Argumente dagegen („Die Zeit ist noch nicht reif.“) und dafür („Für den Fortschritt.“) gewälzt und die nicht unwesentliche Frage gestellt: „Gibt es überhaupt Interessentinnen?“ Die Befürchtung wurde geäussert, ältere Mitglieder zu brüskieren und das der Club „nicht mehr dasselbe sei.“ Schliesslich wurde der Antrag zurückgezogen.

Für knapp zwei Jahre ruhte die Frage, doch am 24. Februar 1967 wird wieder eine „wortreiche Diskussion“ protokolliert. Eine „Frauensektion des AAC“ wird vorgeschlagen und auch ein inhalts- und folgenloser „Kompromissvorschlag“ diskutiert, der Richtung, dass Frauen dem SFAC beitreten sollten, damit Gegenrecht genössen und als „Zugewandte“ mitmachen könnten. „Von allen gutgeheissen wurde aber eigentlich nur die unverbindliche Empfehlung, sich den im Café Schiesser eventuell auftauchenden Studentinnen gegenüber weniger abweisend zu verhalten.“ Ein eigentlicher Beschluss wurde nicht gefällt.

Doch es sollte nicht mehr lange dauern. Am Stiftungsfest vom 6. Juni 1967 im Restaurant Neubad nahm eine überraschend grosse Zahl von 18 Mitgliedern teil. Als Traktandum Nr. 4 wurde verhandelt: Beschluss betreffend AAC-Studentinnen. Man war der Diskussion offenbar müde, die Positionen waren bezogen und bekannt, es kam rasch zur Abstimmung. Aus dem Protokoll:

Der Präsident teilt die AACler geschickt in Frauenhasser und andere ein (? Freie Erfindung des Aktuars. Der Abschreiber=Präsident), und das findet seinen Niederschlag auch im Abstimmungsresultat: 15 Stimmen für und 4 gegen die Aufnahme.

Die Abstimmung wurde aus formellen Gründen wiederholt, mit demselben Resultat, und damit „ist die Sensation perfekt,“ Frauen durften um Aufnahme im AAC Basel ersuchen. Man war wohl froh, sich nun dem gemütlichen Teil, einer Lichtbildschau aus Ecuador, widmen zu können.

Ein Jahr später, im Juli 1968, erinnert ein Clubmitglied „an unsere revolutionäre Einstellung, vermisst aber die noch aufzunehmenden Mädchen. Er wünscht uns nette Mädchen und nicht nur alte vertrochnete Güetzi.“ An dieser Vorgabe haben sich seitdem Frauen wie Männer messen zu lassen. Doch noch einmal ein halbes Jahr später, im Dezember 1968, werden die ersten zwei Frauen in den AAC Basel aufgenommen:

  • Margrit Meier, stud rer pol, Riehen
  • Elisabeth Schubarth, stud med, Basel

Damit wird die Aufnahme von Frauen im AAC zum courant normal. Im Mitgliederverzeichns von 1972 finden sich fünf Frauen, bei total 90 Mitgliedern.

Der SAC sollte erst zwölf Jahre später, 1980, folgen. Nicht mit der Zustimmung zur Aufnahme von Frauen, sondern mit einer Fusion der beiden bisher nach Geschlechtern getrennten Clubs SAC und SFAC.

AACBler vor Bifertehütte

Keine „vertrochnete Güetzi“: Mitglieder des AAC Basel vor der Bifertenhütte (1970er Jahre).

Nachweise