Skitour aufs Silvrettahorn (26. – 27. April 2024)

Silvretta 5

Die jüngsten Schneefälle und aufkommende Südstaulage machten unseren Tourenplänen im Jungfraugebiet einen Strich durch die Rechnung. Aber die Wetterprognosen für die Südostschweiz schienen trotz Föhn ein Alternativprogramm zuzulassen und dank dem guten Tipp von Michel fiel unsere Wahl auf die Silvretta. Auf den kurzfristigen Aufruf im AACB-Tourenchat meldete sich niemand mehr.

Der Hüttenzustieg durchs lange, flache Tal bis zur Alp Sardasca ist landschaftlich eindrücklich. Und dass sich der Wolf sich in den Tälern wohlfühlt, haben wir mit eigenen Augen gesehen. Übers Galtürtälli stiegen wir in brütender Hitze als erste Gruppe zur Silvrettahütte auf, wo wir sehr freundlich bewirtet wurden.

Der neue Lawinenlagebericht schätzte die erst angespannte Situation tiefer ein als erwartet, was unsere Tourenoptionen erweiterte. Und die Route aufs Silvrettahorn versprach einen schönen Aufstieg über den flachen Gletscher bis zum Fuss der steileren Hänge, wo wir uns noch etwas lockeren Schnee erhofften und zum Schluss einen Fussaufstieg mit leichter Kletterei zum Gipfel – also eine echte Frühlingstour!

Schon auf dem Gletschter nahm der überschwappende böige Südföhn, der sich in der Silvretta als Westwind tarnt, mit der Höhe stetig zu. Beim Skidepot erreichten die Böenspitzen ungefähr das Doppelte der Prognosen von 50km/h und wir mussten zusehen, nicht umgeblasen zu werden. Die Gipfelrast fiel recht kurz aus. Vom Skidepot bis ins Tal wurde unsere Skitechnik auf Herz und Nieren geprüft: Harsch der üblen Sorte von oben bis unten – nur steile, südexponierte Hänge zwischen 2000 und 2400m haben teilweise getragen.

Das flache Tal verliessen wir dank „sticky snow“ gemütlich als Winterwanderung mit der Bindung im Laufmodus und ohne Felle. So liessen sich bei guter Spueranlage mühelos auch Gegenanstiege bis 15° ohne Stockeinsatz meistern. Stöckelnde Gruppen, die wir auf diese Weise natürlich links liegenliessen, hatten kein Verständnis für die ungewöhnliche, elegante Technik – sie mühten sich weiter in steifen Skibindungen traditionell stöckelnd ab.

Wieder einmal hat sich gezeigt: Es lohnt sich, sich nicht auf ein Tourengebiet oder -ziel zu versteifen, sondern sich Möglichkeiten zu offen halten, Varianten zu planen, im Voraus gute Entscheidungskriterien festzulegen und auf der Tour rollend zu planen.

Der zweite Teil unseres Alternativprogramms führte uns ins Jura, wo wir die Voie de l’Aldo (6a, 5 SL) bei Grandval kletterten, mit unseren Gleitschirmen über den Leiternweg auf den Graitery stiegen und noch 45 Minuten im Nordostwind soaren konnten.

Grandval 2
Victor in der Voie d’Aldo (6a, 5 SL) bei Grandval im Jura
Grandval 3
Marco in der Voie d’Aldo (6a, 5 SL) bei Grandval im Jura
Grandval 1
Aus der Voie d’Aldo (6a, 5 SL) bei Grandval im Jura
Graitery 1
Flug vom Graitery oberhalb von Moutier – soaren im Nordostwind. Victor ganz klein rechts im Bild.

TN: Victor, Marco B. (Bericht)

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