Drei Tage, drei Gipfel – Silvester im Bedrettotal (31. Dezember 2019 – 2. Januar 2020)

Wie könnte man das alte Jahr besser verabschieden und das Neue begrüßen als mit einer jahresübergreifenden Skitour?

Die Antwort: Mit einer jahresübergreifenden Skitour bei strahlendem Sonnenschein, drei großartigen Gipfeln und exquisitem italienischen Essen.

Aber fangen wir von vorne an: Am letzten Tag des Jahres 2019 machten wir uns auf den Weg nach Airolo, von wo es mit dem Postauto nach Ossasco ging. Noch auf dem Parkplatz legten wir fix die Ski an und folgten dem Wanderweg durch den Wald. Einmal aus dem Wald herausgetreten, passierten wir die Alpe Cristallina und folgten dem Flussverlauf hinauf zur Capanna. Nach sonnigen 1200 hm erreichten wir die Capanna Cristallina – eine geräumige Hütte, in der wir für die Nacht zu dritt ein Viererzimmer bekommen hatten. Da die Cima di Lago auf der Hüttenwebsite als Nachmittagstour angegeben und das Wetter gut war, lechzten wir nach dem ersten Gipfel der Tour und stiegen kurzerhand nochmal ~400 hm weiter auf.

Abfahrt von der Cima di Lago.

Den letzten Sonnenuntergang des Jahres genossen wir auf der Capanna Cristallina.

Auf der Hütte hatte man offensichtlich beschlossen, die Gäste zu Silvester besonders zu verwöhnen und so endete, was mit ein bisschen Antipasti begann, in einem opulenten 6 (!) Gänge Menü. Pünktlich um Mitternacht stießen wir dann bei einem von dem Hüttenteam kredenzten Stück Panettone und einem Gläschen Sekt auf das neue Jahr an, nur um 5 Minuten später eilig ins Bett zu verschwinden – in Gedanken schon ganz bei der ersten Tour des neuen Jahres.

Gemütlich starteten wir am nächsten Morgen Richtung Cristallina. Waren wir auf der ersten Traverse noch allein, so gesellte sich am Berg selbst eine bunte Schar Gipfelstürmer zu uns. Während wir vorsichtshalber unsere Harscheisen anlegten und uns mit Spitzkehren den Hang hocharbeiteten, überholten uns ein paar Speed-Tourengänger – natürlich ohne Harscheisen und dennoch in einem Tempo, dass uns erblassen lies. Kurz vor dem Gipfel, legten wir ein Skidepot an und bewältigten die letzten Meter zum Gipfel zu Fuß. Von der Cristallina präsentierten sich die Tessiner Berge in ihrer wundervollsten Pracht und wir genossen den Anblick ihrer ins Sonnenlicht getauchten Gipfel. Was für ein Start in das Jahr 2020!

Aufstieg zur Cristallina. Wohl dem, der Spitzkehren auch im steilen Gelände beherrscht.

 

Die letzten Meter zum Cristallina Gipfel legten wir zu Fuss zurück.

Obwohl sich unsere Augen kaum sattsehen konnten, traten wir langsam den Rückweg an, wobei wir der Aufstiegsspur folgend abfuhren. Anstatt wie auf dem Hinweg zu traversieren, peilten wir einen kleinen See unterhalb der Hütte an, bot sich so doch die Gelegenheit für ein paar Extraschwünge. Wir fellten wieder an, stiegen zur Hütte hoch, wo wir uns letztendlich für die Leichteste der vielen möglichen Abfahrten Richtung Ossasco entschieden. Der Grund: Kräfte schonen für die Tour am Folgetag, sicherlich wären auch die anderen Abfahrten interessant und machbar gewesen. Der erste Teil der Abfahrt war wie erwartet schön, im Waldstück wurde es dann interessant. Einige legten bereits am Anfang der Abfahrt eine fragwürdige und recht eigenwillige Eleganz an den Tag, doch am Schluss hatten auch die Genießer wenig Freude an dem Waldstück, was sich mehr und mehr zu einer vereisten, engen Bobbahn entwickelte.

Die rasante Waldabfahrt von der Cristallina Hütte Richtung Ossasco

Die rasante Waldabfahrt von der Cristallina Hütte Richtung Ossasco.

Ob elegant oder nicht, am Ende fanden sich alle an der Haltestelle Ossasco ein, von wo Thomas die Heimfahrt antrat, wohingegen sich Roberto und Ann Cathrin im B&B Gottardo einquartierten. Wenn man dort übernachtet, sollte man auf jeden Fall genügend Zeit für das reichhaltige und liebevoll gestaltet Frühstück einplanen, das überwiegend aus lokalen Produkten und Selbstgemachtem bestand.

 

Mit dem aus Basel frisch angereisten Marc, starteten wir um 10 Uhr von All‘Acqua die Tour zum Poncione Val Piana. Wieder führte uns der erste Teil der Normalroute durch Waldgelände, und wieder traten wir aus dem Wald heraus und fanden den Berghang bei bestem Kaiserwetter vor. Kurz vor dem Gipfel ließ ein Teil der Gruppe die Ski stehen, der andere Teil holte nochmal die Harscheisen hervor. So oder so erreichten alle den Gipfel, wo es obwohl die Sonne schien zu kalt und windig war, um sich lange aufzuhalten.

Aufstieg zum Poncione Val Fiona

Aufstieg zum Poncione Val Piana.

Danach folgte die finale Abfahrt der Silvestertour – perfekter Schnee, breite Hänge, Sonne – was will man mehr? Im Aufstieg hatten wir einige noch unbefahrene Hänge gesehen und hatten schon da mit Abfahrten in jenem unberührten Schnee geliebäugelt. Angekommen auf besagten Hängen stellten wir jedoch schnell fest, dass die Schneebedingungen nicht so gut waren wie angenommen und tatsächlich gesellte sich frecherweise zwischen die oben noch breiten Hänge mit Pulverschnee, ein enges, steiles und verharschtes Stück. Es galt gekonnt abzurutschen. Danach überzeugte die Abfahrt aber wieder und war mit einigen Schwüngen schnell geschafft.

Fazit: Ein fantastischer Beginn des Jahres 2020! So darf es gerne weitergehen!

 

Faktencheck für Eilige:

Tag 1: Anreise von Basel nach Ossasco, Aufstieg zur Cristallina Hütte (~1200 hm, WS+), Abstecher auf den Cima di Lago (~300 hm, WS+), Übernachtung auf der Cristallina Hütte

Tag 2: Aufstieg auf die Cristallina (ZS, ~400 hm), Abfahrt über die Alpe Cristallina nach Ossasco (1600 hm), Übernachtung im B&B Gottardo (Airolo, 55 CHF/p.P. inkl. Frühstück)

Tag 3: Aufstieg von All’Acqua auf den Poncione Val Piana (WS+, 1200hm), Rückfahrt nach Basel

Teilnehmer: Thomas, Marc, Ann Cathrin (Bericht), Roberto (Umbieter)

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